Band der Woche

Wir sind „Band der Woche“ in der aktuellen Ausgabe vom Süddeutsche Zeitung Magazin. Am Freitag habt ihr die Gelegenheit das neue Album das erste Mal Live zu erleben. Wünschen euch noch eine schöne Woche, bis Freitag!

 

 

Von Rita Argauer, Süddeutsche Zeitung

Kaum ein Genre wurde in den vergangenen Jahren so durcheinandergewirbelt wie der Hip-Hop. Die klassischen Codes – von Gangster bis Ghetto – der Anfangsjahre sind lang verflogen. Mit Sprechgesang und Beats wird experimentiert, neu verortet und Neues geschaffen. Jungbrunn aus dem Münchner Vorort Fürstenfeldbruck nehmen da fast eine Vorreiter-Rolle ein. Immerhin haben die Rapper schon kurz nach ihrer Gründung beschlossen, sich eine Live-Band zu suchen, die zum festen Bestandteil der Musik wird. Natürlich gab es auch schon in den Neunzigerjahren Combos wie die Jazzkantine oder all die Crossover-Bands, die Sprechgesang und Live-Musik verbanden. Der große Erfolg der in großer Live-Besetzung auftretenden Hip-Hopper kam jedoch erst nach dem ersten Jahrzehnt der Nullerjahre auf.

Jungbrunn veröffentlichen nun ihr drittes Album. Schlicht „III“ haben sie es genannt, doch im Logo des Albumtitels, das die römische Drei aus drei antiken Säulen zusammenbaut, verweisen sie auf ihre lange Bandgeschichte. Und die Musik darauf klingt auch schon fast wieder klassisch: Jazzige Harmonien in funkigem Rhythmus eignen sich sowieso bestens, um darauf zu rappen. Bei Jungbrunn ist die zehnköpfige Besetzung trotzdem eher zufällig entstanden: „Wir sind große Fans von jeder Live-Musik, die es da draußen gibt“, sagt der Rapper Carlo Karolis Zachris, die Musik von Jungbrunn sei nur in Richtung Hip-Hop gerutscht, weil dies der musikalische Stil ihrer Jugend gewesen sei. Jetzt seien sie aber für sämtliche Richtungen sehr offen; was sich auch in der Musik spiegelt. Denn neben den zwei Rappern sorgt Sänger Michael Hahn für melodiöse Einlagen, während die Live-Band zusammen mit dem DJ um den Groove kämpft.

Und das macht die Musik erstaunlich frei von vermeintlichen Trends: Da wird weder versucht, verschobene Dubstep-Beats zu produzieren, wie das in manchen zeitgenössischen und genresprengenden Rap-Projekten der Fall ist, noch springen sie auf die derzeit so beliebte Balkan-Brass-Welle auf, die Moop Mama für den Hip-Hop so richtig losgetreten haben. Und das, obwohl sie mit Saxofon und Posaune durchaus ein geeignetes Instrumentarium dafür hätten. Doch die Musik von Jungbrunn ist da eher altmodisch. Man hört ihre musikalische Sozialisation, die sich auf Musik bezieht, die kurz nach der Jahrtausendwende entstanden ist. Und so nutzen sie die Live-Band für einen Sound zwischen Reggae, Ska und Funk. Manchmal blitzt Bernhard Eder an den Turntables stärker durch, manchmal dominiert die Rhythmik der E-Gitarre.

Am Freitag, 6. Februar stellen sie das neue Album im Veranstaltungsforum Fürstenfeldbruck vor. Einen Monat später, am Freitag, 6. März, kommen sie damit ins Münchner Feierwerk.

Stil: Reggae / Hip-Hop / Funk

Besetzung: Michael Hahn (Gesang), Sebastian Hoetter (Rap), Carlo Karolis Zachris (Rap), Felix Wagner (Schlagzeug), Daniel Dick (Gitarre), Tom Ripp (Bass), Kai Vier (Keyboards), Bernhard Eder (Effects, DJ), Leo Joseph (Saxofon), Raphael Missel (Trompete)

Seit: 2005

Aus: Fürstenfeldbruck / München